Ursula Poznanski: Cryptos.         (ab 13/14)

                                 Bindlach: Loewe, 2020.

                                 448 S.; €20,60

Welche Themen die österreichische Autorin auch anfasst: Scheinbar mühelos wird daraus ein spannender Roman für jugendliches Zielpublikum, aber auch als erwachsene Leserin kann man sich diesem Sog kaum entziehen.

Poznanski entführt uns in eine Welt, die in – hoffentlich – weiter Ferne liegt oder, noch besser, gar nie Realität wird. Die Erde ist kaum mehr bewohnbar, der Klimawandel und die damit einhergehenden Katastrophen haben unseren Planeten zu einem unwirtlichen Ort gemacht, an dem die Menschen sich nur noch so kurz wie möglich aufhalten. Konkret sind es maximal 40 Minuten pro Tag, die als Realitätsstopp bezeichnet und von den meisten sehr widerwillig eingehalten werden. Die restliche Zeit verbringen sie in virtuellen Welten, in die man mit Hilfe einer Transferkapsel gelangen kann.

Die Protagonistin Jana ist mit ihren knapp 18 Jahren eine der jüngsten Weltendesignerinnen. Ihre Aufgabe ist es, virtuelle Lebensräume zu entwerfen. Einer davon ist Kerrybrook, ein am Meer gelegener Sehnsuchtsort mit saftig grünen Hügeln, malerischen Dörfern, angenehmem Klima und freundlichen Bewohnern. Sogar der Tod hat hier seinen Schrecken verloren, denn wer in der virtuellen Welt stirbt, wacht in der realen auf und nichts ist passiert. Bis eines Tages ein Mord begangen wird, der auch in der Realität tödliche Folgen hat. Jana macht sich nun auf die Jagd nach einem Phantom, das nicht nur ihre Lieblingswelt Kerrybrook, sondern auch ihre beiden anderen Designwelten Macandor und Cretaceous sabotiert, und muss dabei erfahren, dass der Tod mehr ist als nur eine Illusion …

Poznanskis neuester Wurf bietet nicht nur jede Menge Spannung, sondern auch einiges, worüber es sich nachzudenken lohnt! Denn eine Flucht vor der Klimakatastrophe in virtuelle Welten ist für uns ja wohl keine ernstzunehmende Option.

Mag. Ingrid Brandl