Buchtipp des Monats

Ich weiß, heute Nacht werde ich träumen

Februar 2019

Steven Herrick: Ich weiß, heute Nacht werde ich träumen  (ab 13)

                             Stuttgart: Thienemann 2018

                             240 S.; € 15,50

 

Heute habe ich ein – in jeder Hinsicht – außergewöhnliches Buch für euch. Der australische Autor Steven Herrick, dessen Berufswunsch Profi-Fußballer war, hat dieses Buch bereits 2004 unter dem Originaltitel „By the River“ veröffentlicht. 14! Jahre später ist endlich die deutsche Übersetzung von Uwe-Michael Gutzschhahn erschienen.

Worum geht es? Harry Hodby, der sensible Ich-Erzähler, lebt mit seinem Dad und seinem Bruder Keith in einer australischen Kleinstadt an einem großen Fluss. Genau der ist es, der schicksalhaft immer wieder das Leben der Menschen beeinflusst bzw. auch deren Leben nimmt. So liegt Harrys Mum am Friedhof neben dem Fluss und seine Freundin Linda ertrinkt im Fluss, als dieser Hochwasser führt.

Das Buch durchzieht ein melancholischer Grundton, ohne wirklich traurig zu sein. Wie mit einem Scheinwerfer werden schrullige Stadtbewohner und alltägliche, aber auch außergewöhnliche Situationen beleuchtet. Außergewöhnlich ist auch die poetische Sprache, mit der der Autor Bilder malt. So heißt es auf S. 182 ff:

Manchmal

beobachte ich Dad

beim Lesen.

Es vergeht eine Stunde,

ehe er mich bemerkt.

Dad ist weit weg

auf einer Farm,

in einem Dschungel,

auf einem schaukelnden Schiff.

Wenn er

von seinen Seiten aufblickt

und mich sieht,

grinse ich und sage:

„Wieder zurück?“

Genau in dieser Form ist das Buch verfasst – im sogenannten Flattersatz. Poetische Form, poetische Sprache und doch kein Gedicht, aber so schön wie ein Gedicht.

Gut, dass Steven Herrick Schriftsteller und nicht Profi-Fußballer wurde …

 

 

Mag. Ingrid Brandl

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