Musiktheater mal zwei

In den ersten Schulwochen wagte sich die neugierige Musikgruppe der 8. Klasse gleich zweimal ins Musiktheater Linz, um bis dahin Unbekanntes zu hören und zu sehen: Ende September stand Carl Maria von Webers Oper „Freischütz“ auf dem Programm, Mitte Oktober folgte Sergej Prokofjews Ballettmusik „Romeo und Julia“.

Uneingeschränkt positiv wurden die Klänge des Brucknerorchesters, die Stimmen der Sänger:innen und die Künste der Tänzer:innen empfunden, wobei Prokofjews unbeschreiblich schöne Musik besonders unter die Haut ging. Nicht wenige Fragezeichen ließen in beiden Produktionen die Inszenierungen aufkommen; einige Antworten konnten im Nachhinein die Programmhefte anbieten.

Die Hauptfigur der Opernerzählung ist hier nicht der um Agathe freiende Jägersbursche Max, sondern Samiel, der den Teufel repräsentiert und dem Max verfällt, um Agathes Hand sicher zu sein. Das Böse ist omnipräsent: in musikalischer Hinsicht u.a. durch die Hinzufügung von Krzysztof Pendereckis „Polymorphia“ (Uraufführung 1961) und textlich mit Samiels Rezitation von Charles Baudelaires (1821-1867) „Litanei des Satans“. Die Welt der ursprünglichen Sage mit Wald und Zimmer im Forsthaus als Orten des Geschehens muss man sich schon selbst hinzudenken. Szenenumstellungen erschweren das Verstehen der Handlung zusätzlich.

Auf der Ballettbühne fällt zunächst ein riesiger Strommasten zwischen einem roten und einem grünen Häuschen ins Auge, danach der Auftritt eines bis zum Schluss rätselhaft bleibenden Imkers. Ihm folgen rot und grün Bekleidete, die mit Rasenmähern kreuz und quer über die Bühne fahren. Das Programmheft klärt auf: Der Strommasten symbolisiert die Hochspannung, unter der die verfeindeten Familien Montague und Capulet stehen. Und die Rasenmäher sind Anspielung auf die sog. „Rasenmäher-Eltern“, die ihre Kinder vor allen möglichen Unannehmlichkeiten bewahren wollen. In diesem Umfeld der elterlichen Überfürsorge und des Kreislaufs der Gewalt können Julia und Romeo mit ihrer Liebe nur scheitern. Nicht unerwähnt bleiben soll die wohl berührendste Szene des Balletts, bei der die zwei Liebenden zu traumhaft schöner Musik auf einer sich langsam drehenden Wippe auf und ab schaukeln – vermutlich die metaphorische Darstellung der Hochzeitsnacht.

Die ungewöhnlichen und ein wenig herausfordernden Inszenierungen konnten das Vergnügen an der Darbietung und die Freude an der Musik nur wenig mindern.

Text und Foto: Sabine Trefflinger

 

 

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