Die Geschichte des Stiftgymnasiums Lambach beginnt 1948 und hat doch weit zurück reichende Wurzeln. Denn die schulische Bildung ist ein Grundpfeiler der benediktinischen Tradition, und so gab es seit Bestehen des Stifts (1056) interne und externe Schulen.
Zu Beginn des 20. Jh. besuchten die Kinder der Umgebung die sog. Bürgerschule (Volksschule) im Stift. Nach dem zweiten Weltkrieg verwirklichte Abt Petrus Trefflinger die Idee einer Aufbaumittelschule, die vor allem spätberufenen Kriegsinvaliden und Studienunterbrechern zugute kommen sollte. Bereits drei Jahre später, also 1951, startete zusätzlich ein Realgymnasium, das allmählich zu einer achtjährigen Langform ausgebaut wurde.
Aus wirtschaftlichen Gründen musste dieses allerdings 1961 wieder geschlossen werden. Die Aufbaumittelschule blieb bestehen, wurde 1966 zum Aufbaurealgymnasium, das ab 1973 auch Mädchen besuchen durften. Als in den 1980er Jahren viele neue Oberstufenrealgymnasien gegründet wurden und daher in Lambach die Schülerzahlen zurückgingen, eröffnete das Stift 1988 erneut ein achtjähriges Gymnasium. Am ARG fand die letzte Matura 1995 mit acht Maturanten statt. Das Stiftsgymnasium Lambach kann also auf eine abwechslungsreiche Geschichte zurückblicken, wenn es 2018 sein 70-jähriges Bestehen feiert.
Detailreichere Einblicke geben die folgenden Schilderungen von Dr. Franz Trefflinger und Mag. Ingrid Brandl.
Geschichtliches Kaleidoskop 1948-1998
Erstellt nach Aufzeichnungen im stiftseigenen St.-Adalbero-Kalender, schulischen Unterlagen und nach eigenen Erinnerungen von Dr. Franz Trefflinger im Jahr 1998, anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Gymnasiums der Benediktiner Lambach.
Wer sich von diesem Beitrag eine detaillierte Geschichte des Stiftsgymnasiums erwartet, wird enttäuscht werden. Natürlich sind alle wichtigen Stationen der Schulentwicklung datenmäßig erfasst, doch die Vielfalt des Schullebens konnte wegen mangelnden Quellenmaterials nur fragmentarisch gestreift werden. Meine Zielsetzung war von Anfang an, eine persönliche Betrachtungsweise in die geschichtliche Darstellung einzubringen und mein Schwergewicht vor allem auf die ersten Jahrzehnte zu legen. Der Grund für Letzteres liegt auf der Hand: Der Großteil der heutigen Leser wird eher Aufschluss über die Frühzeit der Schule erwarten als über bereits selbst miterlebte Stadien der jüngsten Zeit. Viele Namen und Initiativen sind unerwähnt geblieben, weil sie von mir nicht entsprechend ermittelt und beurteilt werden konnten. So ist also dieser kaleidoskopartige Rückblick entstanden, im Grunde genommen, eine gewagte Geschichte.
Schulische Ausbildung der Jugend und wissenschaftliche Betätigung gehören zu den Grundpfeilern benediktinischer Tradition und reichen bis ins frühe Mittelalter zurück. Der heilige Benedikt, der um 529 Monte Cassino gegründet und damit den Grundstein für die vielen Benediktinerklöster gelegt hatte, stellte sich neben der Pflege monastischen Lebens und der Glaubensverkündigung als Hauptaufgabe auch die schulische Erziehung. Einen historischen Rückblick entnehme ich wörtlich dem St.-Adalbero-Kalender von 1977 (verfasst von Abt Albert Siebenhüter):
Das Stift Lambach besaß von Anfang an (1056 gegründet) eine externe und interne Schule. Ab dem 12. Jahrhundert ist von einer Schreib- und Malschule die Rede (Anfertigung von Handschriften). Rückschläge brachten die Einfälle von feindlichen Truppen im 13. und 16. Jahrhundert und die Reformationszeit. In der Barockzeit blühte das Lambacher Schulwesen wieder auf (Pflege der Musik, des Theaters). Berühmt wurde die theologisch-philosophische Hauslehranstalt Lambachs. Bedeutende Hochschulprofessoren aus Lambach lehrten in Wien und Salzburg. Zwei große Schüler und zwei große Lehrer seien genannt: Pater Maurus Lindemayr, 1723 bis 1783 (oö. Mundartdichter) und Pater Coloman Felner, 1750 bis 1815 (Lithograph und Kupferstecher). Zu Beginn dieses Jahrhunderts bis fast zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs strömten die Kinder aus Lambach und Umgebung ins Stift zur „Bürgerschule“ und „Volksschule“. Die alte, gute, benediktinische Schultradition wird nun dokumentiert durch unsere drei Stiftsschulen. Möge für Lehrer und Schüler Lambachs gelten, was Beda Venerabilis, der große Schulmeister des 8. Jahrhunderts, sagte: „Allezeit war es meine größte Freude zu lehren und zu lernen.“
Ich möchte nun genauer auf die Neuanfänge nach dem Zweiten Weltkrieg und die Weiterentwicklung des Stiftsgymnasiums eingehen. Das Kloster hatte die schlimme Zeit der nationalsozialistischen Beschlagnahme durchgemacht: Eine Kaderschule für künftige Nazi-Eliten sollte hier entstehen. Das schreckliche Kriegsende zerstörte die Pläne der Zerstörer.
Der riesige Klosterkomplex stand noch jahrelang im Tarndunkelgrün gegen die vergangenen Fliegerangriffe, doch Aufbruchsstimmung und Tatendrang siegten schnell auch über die fremden Besatzungssoldaten. Im Herbst 1948 fand das Christkönigsheim, das bisher im Kloster Engelszell untergebracht war, durch den damaligen Abt Petrus Trefflinger in Lambach eine neue Heimstätte.
Gleichzeitig wurde die Aufbaumittelschule mit Internatsbetrieb für spät berufene Priesterstudenten gegründet. In der Chronik für 1950 heißt es dazu: Der zeitaufgeschlossene Abt des Klosters hat den Gedanken der Förderung von Spätberufenen begeistert aufgenommen und zum Heim hinzu eine sehr moderne, bereits staatlich anerkannte öffentliche Aufbaumittelschule geschaffen, die auch weltlichen Berufen offen steht (...) Diese Schultype hat den Zweck, befähigten jungen Menschen ab 14 Jahren, die erst nach Vollendung der Schulpflicht in die Lage kommen, in das Mittelschulstudium einzutreten, in einem besonders eingerichteten Studiengang von 5 Jahren eine höhere Allgemeinbildung zu vermitteln.
Der Ausbildungsgang schließt mit einer Reifeprüfung die zum Studium an allen Hochschulen und Universitäten berechtigt. Dieser Schultyp ist besonders geeignet für Spätberufene Kriegsinvalide und solche, die ihr Studium unterbrechen mussten (...) Neben internen Schülern werden auch externe Schüler (Fahrschüler) aufgenommen.
Bald darauf reifte der Plan für die Gründung einer zweiten Schule, die auch schon Zehnjährigen den Zugang zu gymnasiastischer Bildung öffnete. Am 3. Juli 1951 begann der Start für das neu geschaffene Realgymnasium (Aufnahmsprüfung in die 1. Klasse), das in der Folge zu einer achtjährigen Langform ausgebaut werden sollte. Die Schüler fanden wie die Aufbaumittelschüler im Stiftskonvikt Aufnahme, soweit sie nicht extern die Schule besuchten.
Um den Zustrom der Schüler aus fast allen Teilen Österreichs zu fassen, wurden im Stiftskonvikt, das auf den Namen Adalberokolleg getauft worden war, drei neue Schlafsäle, alle mit neuen Stahlrohrbetten samt Nachtkasten, neuen Matratzen sowie weißlackierten Schränken eingerichtet. Die entsprechende Anzeige im St.-Adalbero-Kalender lautete:
Aufbaumittelschule und Realgymnasium: Die Benediktinerabtei Lambach, Oberösterreich führt im Schuljahr 1951/52 eine Aufbaumittelschule mit Öffentlichkeitsrecht für begabte Schüler mit abgeschlossener Pflichtschule und eröffnet neu die erste Klasse eines Realgymnasiums. Ein Schülerheim steht für die Schüler beider Schulen zur Verfügung. Aufnahmebedingungen durch die Direktion der Schule.
Für das Schuljahr 1952/53 ist erwähnenswert, dass die Anstalt mit 11.2.1953 das ständige Öffentlichkeitsrecht erhielt. Aufschlussreich über Herkunft, Alter und Ausbildung der Schüler ist eine Statistik aus dem Jahr 1952/53:
Aus der Übersicht über die Eltern ersieht man, dass von den 117 Schülern die meisten aus dem landwirtschaftlichen Bereich kamen, nämlich 25, darauf folgten Handwerker und Arbeiter (je 17), dann Bundesbeamte (12), Lehrer (9), Witwen (8), Juristen (7), Privatangestellte (6), Ärzte (4), Architekten, Kaufleute und Baumeister (je 3), Gastwirte und Altersrentner (je 2), Fabrikant Lind Hauspersonal (1).
Nicht nur die verschiedensten sozialen Schichten waren in der Aufbaumittelschule vertreten, sondern auch alle möglichen Altersklassen:
Je ein Geburtsjahrgang stammte aus der Zeit 1913 - 1924, je fünf gehörten den Jahrgängen 1925 und 1926 an, sieben Schüler waren 1927 geboren, vier 1928, sechs 1929 und acht 1930. In die Zeit von 1933 - 1938 fallen die Geburtsjahre - in absteigender Zahl - der restlichen Schüler. Von der Vielfalt der Schüler zeugt überdies die Übersicht über die vorschulische Betätigung. Von den schon genannten 117 Schülern waren nur 64, die keinen Beruf ausgeübt hatten. Die übrigen teilten sich folgendermaßen auf: acht Ordensleute, ein Förster, zwei BB-Angestellte, fünf Privatangestellte, 21 Handwerkergehilfen, ein Jungbauer, 12 Landarbeiter und drei Arbeiter.
Die Reifeprüfung im Juni/Juli 1953 absolvierten vier Kandidaten mit Auszeichnung (darunter Fr. Paulus Fuchshuber und Alois Mayrl, der spätere Direktor unserer Schule P. Anselm). Die damaligen Berufsziele der Maturanten: Theologie (6). Philosophie (1), Jus (1), Bodenkultur (1), Technik (2), Staatsdienst (2).
Am Ende des Schuljahres betrug die Schülerzahl von Aufbaumittelschule (abgerechnet die Maturanten) und Realgymnasium 175. Hievon waren 20 Vorzugsschüler.
Im Schuljahr 1953/54 bestanden drei Klassen Unterstufe des Realgymnasiums mit insgesamt 102 Schülern sowie fünf Jahrgänge der Aufbaumittelschule mit 96 Studenten. Die Schule wurde durch ein Klassenzimmer, ein neues Konferenzzimmer sowie ein chemisch-physikalisches Lehrmittelzimmer erweitert.
Besonderes Augenmerk wurde vorn Schulerhalter auf die weitere Ausgestaltung des Konviktbetriebes gerichtet. So wurde u. a. ein modern ausgestatteter Studentenspeisesaal in Betrieb genommen, desgleichen wurden neue sanitäre Anlagen eingerichtet. Mit der Leitung der neuen Konviktdirektorsstelle wurde Dr. Josef Huber, den ich noch sehr gut als strengen Lateinprofessor in Erinnerung habe, betraut.
Zum Direktor der Aufbaumittelschule und des Realgymnasiums wurde Dr. Paul Höller (Biologieprofessor aus Lambach) bestellt. Der Lehrkörper bestand damals aus 19 Professoren. Einige Lehrkräfte hatten die Schule gewechselt, neue waren hinzugekommen, so Professor Alfred Hofmüller, Dr. Otto Vogl, Prof. Wolfgang Jellinek und Prof. Hermann Lang (Anfang 1954).
„Als besondere, anerkennende Wertung der erfolgreichen gesamten äußeren und inneren Schulgestaltung seitens der obersten staatlichen Schulbehörden darf mit großer Genugtuung die Verleihung des Öffentlichkeitsrechtes an das Realgymnasium betrachtet werden“ schreibt wörtlich der Schulchronist des Jahres 1953/54 (unterzeichnet J. G.). Weiters erfahren wir folgende Berufsziele der Maturanten: 14 Anwärter für den geistlichen Stand, drei für Jus und einer für das Mittelschullehramt.
Wie in den bisherigen Jahren, so waren auch in den folgenden Erneuerungen und Erweiterungen von Schul- und Konvikträumen nötig; auf diese ins Detail einzugehen ebenso wie die ständigen Lehrerwechsel anzuführen scheint mir wenig sinnvoll.
Das Jahr 1956 bildete einen besonders festlichen Höhepunkt für Kloster und Schulen: Gefeiert wurde das 900-Jahr-Jubiläum der Gründung des Stiftes Lambach durch den hl. Adalbero. Ein imposantes Festspiel in elf Bildern über die wechselvolle Geschichte des Klosters wurde von den Professoren Wolfgang Jellinek und Dr. Franz Pree einstudiert. Fast sämtliche Schüler und Lehrer nahmen an der mit großem organisatorischem Aufwand verbundenen theatralischen Geschichtsrevue teil. Aufgeführt wurde das Festspiel am Ende des Schuljahres 1955/56 auf einer großen Tribüne vor der Abteistiege im Stiftshof.
Keinen Grund zum Feiern hingegen hatten die Schüler der 5. Klasse RG (worunter auch ich mich befand): Sie mussten mit Bedauern zur Kenntnis nehmen, dass eine Fortführung dieser Schulstufe wirtschaftlich nicht mehr möglich sei. 1961 wurde das RG gänzlich eingestellt. Es hatte nur eine Reifeprüfung erlebt. Ein Kandidat war damals auch der Pianist und spätere Professor am Mozarteum Salzburg Peter Lang.
Die Aufbaumittelschule allerdings blieb vorerst in vollem Ausmaß bestehen (fünf Jahre). Sie erhielt 1966 die Bezeichnung Aufbaurealgymnasium (4 Klassen Oberstufe). Der Großteil der Schüler kam nun direkt von der Hauptschule, um in relativ kurzer Zeit die Reifeprüfung ablegen zu können.
Schulgeschichtlich von großer Bedeutung war die neue Leitung des Klosters: P. Albert Siebenhüter, aus dem Kloster Schweikelberg, Bayern, zuerst Prior, dann Administrator und schließlich Abt. Hohes geistiges und menschliches Niveau des Stiftsgymnasiums war ihm zeit seines Lebens ein großes Anliegen.
Es war dies auch die Zeit meines Unterrichtsbeginns. Und genauso, wie es den jungen Kollegen heute ergehen mag, war der Übertritt von der Universität in die Praxis der Schule nicht einfach. Bürokratie gab es zwar damals noch weniger, der Umgang mit Schülern und Lehrern war distanzierter (die Anrede „Sie" war damals obligatorisch), doch junge heranwachsende Menschen haben zu allen Zeiten Probleme (heute wahrscheinlich mehr als früher, bedingt durch die radikale Bewusstseinsveränderung in den 70er Jahren), die zusätzlich zum theoretischen Lehrplanziel zu berücksichtigen sind.
Viele Anlässe, um dem Schulalltag (aber nicht der Verantwortung) zu entkommen, sind bis heute gleich geblieben: Wandertage, Schikurse, kulturelle oder sportliche Unternehmungen (heute Projekte genannt, allerdings viel differenzierter und arbeitsintensiver), nicht zuletzt private Klassentreffen.
Das Christkönigsheim wurde später in ein normales Internat, das Stiftskonvikt, umgewandelt. Es wurde von 1959 bis 1970 von P. Maurus Kremsner und von 1970 bis zu seiner Auflösung 1989 von P. Augustin Roschatt geleitet.
Das Jahr 1973, mit dem der Rückblick auf die ersten 25 Jahre des Stiftsgymnasiums beendet wird, war richtungweisend für die weitere Entwicklung: Zum ersten Mal war den Mädchen der allgemeine Zugang zur Schule möglich. Sie bildeten eine große Bereicherung; das gilt natürlich bis heute. Auf die Initiative von LSI Hofrat Dr. Engelhardt, Hofrat Dr. Zedinek und Prof. Kreutzer ging in den 70er Jahren die Gründung der Studentenverbindung „Flavia" zurück, die vor allem in das Leben der Konviktsschüler große Bewegung brachte.
1973 wurde auch der 250. Geburtstag des Begründers der oberösterreichischen Mundartdichtung, des gebürtigen Neukirchner Paters, späteren Priors von Lambach. P. Maurus Lindemayr, gebührend gefeiert. Neben anderen Veranstaltungen fand eine Inszenierung eines seiner Theaterstücke statt. Viele Schüler hatten sich bereit erklärt, in ihrer Freizeit das Dialektlustspiel „Der ernsthafte Spaß" in drei Aufzügen einzustudieren. Historische Kostüme wurden freundlicherweise vom Landestheater Linz zur Verfügung gestellt. Am 17. November 1973 fand die erste öffentliche Aufführung im Barocktheater statt. Es gab großen Beifall, nicht zuletzt auf Grund des überzeugenden Darstellungsvermögens der Hauptfigur. Einige Verse des Stücks möchten die Schwierigkeit des Verstehens und Lernens veranschaulichen:
Wenn á Wei und á Man Thát nahgöbn, Thát Frid göbn; Hett án iedö Paschan Á guets Löbm. In dá Welt no zán Lahn. Aus: „Der ernsthafte Spaß.“
In heutiges Deutsch übersetzt etwa: "Würde jede Frau und jeder Mann nachgeben und friedlich sein, hätte jeder Mensch ein schönes Leben, ein gutes Leben - in dieser Welt noch als Lohn."
Darsteller und Mitarbeiter: Adolf Gusner, Kurt Flohberger, Christine Stöttinger, Melitta Fuchshuber, Renate Marchhart, Ernst Quirchtmayr, Alois Scheibmayr, Hannes Weninger, Christian Fellinger, Stefan Ransmayr, Ina Schuster, Walter Mittendorfer; Kostüme: Landestheater Linz; Bühnenbild: Hermann Nebenführ; Beleuchtung: Ingo Brandstetter; Souffleur: Erich Witz; Inszenierung: Teamarbeit aller Beteiligten; Theateradaptierung und Organisation: P. Augustin und P. Theoderich; Bearbeitung und Leitung: Dr. Franz Trefflinger
1974 bis 1976 erlebte das Stiftsgymnasium einen großzügigen Ausbau, der von Bund, Land und dem Stift selbst finanziert wurde.
Die 70er und 80er Jahre waren insgesamt eine Zeit der Reformen im österreichischen Bildungswesen. Ein neues Schulunterrichtsgesetz wurde beschlossen, viele Verordnungen des Unterrichtsministeriums und zahlreiche Einflüsse des Landesschulrates folgten. Die wesentlichste Auswirkung für die Schüler bestand darin, dass ihre schulische Laufbahn bis zur Matura weniger hürdenreich und ihre Ausbildung durch gegenwartsorientierte Lehrpläne realistischer gestaltet wurden. Dem schulpolitischen Programm des Staates entsprechend (Bildung für alle) wurden viele neue Oberstufenrealgymnasien gegründet.
Diese übernahmen die Funktion des privaten Aufbaurealgymnasiums und ließen die Schülerzahlen hier deutlich sinken. Das Stiftsgymnasium musste, um nicht seine Existenzbasis zu verlieren, eine neue Ausbildungsstruktur bekommen.
So wurde 1988 die erste Klasse eines zukünftigen achtjährigen Realgymnasiums neu begonnen. Befürchteter Widerstand der Hauptschulen der näheren Umgebung erwies sich bald als unbegründet. Beide Schulformen können auf ihre Weise gut nebeneinander bestehen.
Ich möchte hier nachdrücklich die vorzügliche Leitung der Schule in dieser Zeit durch die beiden Direktoren HR Dr. Rudolf Buchberger (1970 - 1986) und HR OStR Mag. P. Anselm Mayrl (1986 - 1993) hervorheben; sie fanden ideale Unterstützung durch Abt Albert Siebenhüter, der selbst mit großer Freude Philosophieunterricht erteilte.
Direktor Buchberger, aus Perg i. M. stammend, als Altphilologe an Genauigkeit und Harmonie gewöhnt, achtete auf die Korrektheit von Lehrern und Schülern, vergaß dabei aber nie auf die menschliche Seite.
Direktor P. Anselm, in Osttirol geboren, stets auch sein typisches Idiom bewahrend, war seit Beginn seines Schulstarts aufbauend für die Schule tätig, vor allem für die medientechnische Unterrichtsgestaltung. Die naturwissenschaftlichen Lehrmittel wurden auf den neuesten Stand gebracht. Abt Albert Siebenhüter, seit Jugend auf sportbegeistert, unterstützte alle jugendfördernden Maßnahmen. Mit ihm ist ein wirklich großmütiger Mensch gestorben.
Vom Schuljahr 1988/89 bis 1994/95 wurde das Realgymnasium jeweils um einen Jahrgang erweitert, während das Aufbaurealgymnasium auslief. 1995 fand die letzte Reifeprüfung des ARG mit acht Maturanten statt. Bereits ein Jahr später konnte das RG die erste Matura feiern. Seit dem Schuljahr 1995/96 ist also die Schule ein reines Realgymnasium mit acht Unterstufen- und vier Oberstufenklassen. Sie werden derzeit (1998) von 318 SchülerInnen besucht, wobei sich das Verhältnis Mädchen zu Buben fast die Waage hält. Der Lehrkörper ist inzwischen auf 35 Personen angewachsen.
Ich möchte meine Ausführungen nicht schließen, ohne die derzeitige Leitung von Stift und Schule zu erwähnen.
Die eigentliche Verantwortung für das Gedeihen und den Fortbestand der Schule trägt der Abt des Stiftes. Es ist dies Abt Dipl.-Ing. P. Gotthard Schafelner. Er beweist durch seine Tätigkeit immer wieder, dass er Wissen und Menschlichkeit in hohem Maß in seiner Person vereint.
Seit Jänner 1994 leitet Mag. Reinhard Wimmer, reich an pädagogischer Erfahrung, unsere Schule. Ich wünsche beiden weiterhin viel Schaffenskraft und dem Stiftsgymnasium eine erfolgreiche Zukunft!
Mag. Dr. Franz Trefflinger
Fortsetzung der schulgeschichtlichen Entwicklung
Auch in den letzten Jahren ist die Zeit am RG Lambach (korrekte Bezeichnung: Realgymnasium des Schulvereines am Benediktinerstift Lambach) nicht stillgestanden:
Direktoren ab 2007:
Nach 13-jähriger Amtszeit als Leiter unserer Schule verabschiedete sich Direktor Mag. Reinhard Wimmer 2007 in den wohlverdienten Ruhestand.
Seine Nachfolge trat Mag. Manfred Zopf an, der das Gymnasium drei Jahre leitete.
2008 löste Abt Maximilian Neulinger OSB Abt Gotthard Schafelner OSB als Schulerhalter ab. Da er selbst ein Absolvent des damaligen Aufbaurealgymnasiums Lambach ist, fühlte er sich von Anfang an mit seiner Schule sehr verbunden. Diese Verbundenheit stellte er im Schuljahr 2010/11 gleich unter Beweis, indem er für ein Jahr die Schulleitung übernahm. Ein Führungsteam, bestehend aus Mag. Klaus Hofwimmer, Mag. Monika Knöbl, Mag. Siegfried Stadlmayr und Mag. Eva Wörister, stand ihm dabei zur Seite.
Seit dem Schuljahr 2011/12 wird das RG Lambach erstmals seit seinem Bestehen von einer Frau geleitet: Mag. Monika Knöbl, seit 1984 an unserer Schule als Professorin für Englisch und Geschichte tätig, wurde zur neuen Direktorin bestellt.
Viel Neues in der letzten Dekade:
Eine Innovation aus dem Schuljahr 2010/11 hat sich längst zu einer Traditionsveranstaltung im Zweijahresrhythmus etabliert. Bei der Benedicimusfeier im Sommerrefektorium des Stiftes erhalten die Klassenbesten „Benissimo“-Urkunden, und SchülerInnen, die in sozialen, sprachlichen, künstlerischen oder naturwissenschaftlichen Belangen besondere Leistungen erbracht haben, werden mit dem „Benedicimus“ ausgezeichnet.
Im Mai 2013 fand das lange Warten auf eine schuleigene Bibliothek ein Ende. Die neue Bücherei lädt mit ihrem farbenfrohen Mobiliar und Hunderten von Büchern und Zeitschriften sowohl zum Schmökern als auch zum eigenverantwortlichen Arbeiten ein und ist aus dem Schulalltag nicht mehr wegzudenken.
Im Schuljahr 2015/16 wurden die neuen, modernst eingerichteten naturwissenschaftlichen Unterrichtsräume im Südtrakt des Stiftes eröffnet, in denen seither der Biologie-, Chemie- und Physikunterricht stattfindet. Auch der Musikunterricht wurde in die großen, hellen Räumlichkeiten des Südtraktes verlagert.
Happy Birthday, Stiftsgymnasium Lambach, lautete das Motto im Schuljahr 2017/18. Im festlichen Ambiente des Sommerrefektoriums feierte die gesamte Schulgemeinschaft mit Abt Maximilian und zahlreichen Ehrengästen das 70-jährige Bestehen. Ein besonderer Höhepunkt war die Auszeichnung unseres Gymnasiums als Fairtrade-School. Im Rahmen der 70-Jahr-Feier wurden die entsprechende Urkunde und die Fahne an das Fairtrade-Team überreicht.
Auch im Schuljahr 2019/20 wurden bauliche und pädagogische Reformen umgesetzt. So entstand ein neuer, größerer Raum für Technisches Werken im Erdgeschoß des Adalbero–Traktes.
Der sogenannte POOL-Unterricht (bestimmte Gegenstände werden in geblockter Form unterrichtet) bietet wöchentlich mehr Möglichkeiten für projektorientiertes Arbeiten, selbständiges Lernen bzw. für offene Lernformen und Exkursionen.
Außerdem wird seit diesem Schuljahr auch eine Nachmittagsbetreuung inklusive Mittagessen und Unterstützung bei Hausübungen, aber auch mit sportlichen und spielerischen Aktivitäten angeboten.
Schüler- und Lehrersituation:
Zurzeit werden am RG Lambach ca. 300 Schülerinnen und Schüler von ca. 30 Lehrkräften unterrichtet. Somit können wir alle Vorteile einer kleinen, familiären Schule bieten, in der jedes Kind möglichst individuell von der 1. Klasse bis zur Matura begleitet wird.
Ein Blick in die Zukunft:
Schulentwicklung ist ein Prozess, der niemals abgeschlossen ist. So wie in der Vergangenheit werden wir auch in den nächsten Jahren neue Herausforderungen, die nicht zuletzt durch den gesellschaftlichen Wandel an uns herangetragen werden, mit vereinten Kräften meistern.
Mag. Ingrid Brandl