8. Klasse in "Le Sacre" im Musiktheater Linz
Aus der breit gefächerten Palette an musikalischen Angeboten oberösterreichischer Konzerthäuser und Theater entschied sich die Musikgruppe der 8. Klasse ausgerechnet für ein Skandalstück des frühen 20. Jahrhunderts: „Le Sacre du Printemps“ von Igor Strawinskij, in Szene gesetzt am Linzer Musiktheater.
Bei seiner Uraufführung 1913 hatten Musik und Choreographie dieses Balletts den Großteil des Publikums entsetzt, es kam zu Ausschreitungen und in der Folge zum Polizeieinsatz. Am 21. November 2019 fühlten sich die SchülerInnen der 8. Klasse von Strawinskijs Musik allerdings noch mehr angezogen als von Richard Strauss´ hochromantischen „Metamorphosen“, die im ersten Teil des Tanzabends zu sehen und zu hören waren.
Unter dem Motto „Le Sacre“ (das Opfer) ließ Regisseurin und Choreografin Mei Hong Lin ihre TänzerInnen zu beiden Stücken eine je eigene Opfergeschichte erzählen: Ein deutscher Offizier und eine Französin verzichten im besetzten Frankreich des Jahres 1940 auf ihre Liebe - beeindruckend tänzerisch dargestellt zu Richard Strauss´ „Metamorphosen“, einem Werk für Streichorchester, das ursprünglich nicht als Ballett gedacht war.
Faszinierend und mitreißend vor allem die Interpretation von Igor Strawinskijs auch heute noch herausfordernd modern klingender Musik durch das Brucknerorchester Linz unter Markus Poschner. Die ursprüngliche Geschichte vom Opfer einer jungen Frau an die Frühlingsgottheit im heidnischen Russland wird von Mei Hong Lin ersetzt durch eine Erzählung aus der Nachkriegszeit: Adam, ein KZ-Überlebender, zerfressen von Schuldgefühlen, weil er seine Familie nicht hat retten können, lebt mit anderen Opfern des NS-Regimes im Sanatorium, denen er die Menschenwürde zurückzugeben versucht, die ihm selbst im Lager geraubt wurde.
Dass sich die SchülerInnen der 8. Klasse auf diese ihnen ganz und gar fremde Kunst, was sowohl die Musik als auch die Art des Tanzes anbelangt, einlassen wollten und konnten, ist höchst erfreulich.
Sabine Trefflinger