Wientagebuch Jänner 2011
Bericht und Fotos: Mag. Josef Derflinger
Liebes Tagebuch - Tag 1 Erdzeit 16.01.2011
Haben unsere Bundeshauptstadt Wien wohlbehalten mit allen Schülern erreicht. Das Quartier entspricht, wie nicht anders zu erwarten war, einem Haus nach den Idealen von Adolf Kolping. Die Zimmer sind in Ordnung und alle mit WC und Dusche ausgestattet. Nachdem die Zimmer bezogen waren, sind wir in die Innenstadt aufgebrochen, nicht um uns kulturell zu stärken, sondern erst einmal unseren Hunger zu stillen.
Durch diesen kurzen Ausflug konnten wir einen kleinen, aber guten Einblick in das Verkehrsnetz und in das Lesen der Verkehrspläne gewinnen. Eine gute Vorbereitung für die vielen Museen, Sehenswürdigkeiten usw., die wir in den nächsten Tagen besuchen.
Mit Spannung erwarten wir den nächsten Tag.
Liebes Tagebuch - Tag 2 Erdzeit 17.01.2011
Nach einer aufregenden und etwas unruhigen Nacht, die sich vor allem bei unseren jüngsten Teilnehmern (4A und 4B) bemerkbar machte, haben wir auf Grund der doch sehr günstigen Wetterverhältnisse bereits sehr früh unser Basislager verlassen und die Innenstadt erforscht. Durch die verkehrstechnischen Möglichkeiten haben wir ohne Problem das angesteuerte Ziel „Karlskirche“ erreicht. Unter der fundierten Führung einer Dame aus dem Ministerium, wurden wir in die Geheimnisse, die Symbolik und die Bedeutung dieses einzigartigen Sakralbaues unterrichtet. Der Einstieg in die mit Fresken bemalte Kuppel vermittelte uns einen besonderen räumlichen monumentalen Eindruck.
Vom Barocken Wien wechselten wir durch die Jahrhunderte und wurden schließlich mit den Malereien eines Makart, eines Klimt und eines Schiele im Belvedere konfrontiert. Natürlich wurde uns auch die besondere historische Bedeutung dieses barocken Landschlosses, seines Erbauers Prinz Eugen und in weiterer Folge als repräsentativer Hintergrund der Unterzeichnung des Staatsvertrages erläutert.
Nach dem Mittagessen, das allen sichtlich sehr geschmeckt hat, begaben wir uns ins technische Museum. Für alle eine gute Abwechslung.
Alle haben schließlich nach einem spannenden Tag wieder wohlbehalten das Basislager erreicht.
Beiliegend die ersten Bilder!
PS.: Hoffentlich haben wir heute eine ruhige Nacht!
Liebes Tagebuch - Tag 3 Erdzeit 18.01.2011
Die Nacht verlief ruhig, sehr ruhig, zu ruhig, beunruhigend ruhig.
Auch heute verbrachten wir einen spannenden und lehrreichen Tag. Das Wetter hielt aus, auch die Sonne zeigte sich am blauen Nachmittagshimmel, aber es ist merklich kälter geworden. Die ganze Crew ist gut ausgerüstet und trotzt den fallenden Temperaturen.
Vormittags stand die Besichtigung des Stephansdomes am Programm, eine architektonische Meisterleistung der Romanik und Gotik. Die geheimnisvolle tiefe Symbolik dieser Kirche in ihrer gesamten Architektur und ihrer Teile wurde uns genauestens erklärt. Eine überdimensionale in Stein, Farbe und Glas gestaltete Biblia Pauperum. Leider ist dieser Dom auch ein Sinnbild der Vergänglichkeit, denn die enorme Luftverschmutzung, die Tauben und vieles mehr, setzen dem Sandstein beträchtlich zu, sodass viele Bereiche der Fassade wegen Restaurierungsarbeiten mit hohen Gerüsten verstellt sind. Ein besonderes Juwel ist die Kanzel, die filigrane Ausführung der Tierdarstellungen, der Köpfe und Porträts und der Rosetten spricht für sich.
In unmittelbarer Nähe ist das Süßwarengeschäft Manner („Manner mag man eben“). Am Rande bemerkt: Dieser Laden steht nur deshalb auf diesem Platz, weil die Firma Manner zwei Steinmetze der Dombauhütte St. Stephan finanziert.
Der provokante Eckbau am Stephansplatz, das so genannte Haashaus wurde uns ebenfalls genauer erläutert. Hans Hollein schuf mit diesem Wer ein besonderes Architekturjuwel der Moderne und zeigt uns, die Offenheit der Wiener im Umgang mit moderner Architektur. In seiner gesamten Gestaltung, dem Einsatz des Materials eine mutige und interessante Lösung um einen Platz zu öffnen.
Anschließend fuhren wir mit der U-Bahn zu den Gasometern. Ein moderner Baukomplex, an dem auch die Architektengruppe Coop Himmelblau ihre Spuren hinterlassen haben. Eine kleine Stadt in der Stadt und eine gelungene Lösung Alte Industriearchitektur einer neuen Funktion zu zuführen.
Am Nachmittag besuchten wir das Parlament. Leider konnten wir keiner parlamentarischen Rede beiwohnen. Trotzdem hat uns die Führung durch die einzelnen Säle und Räume sehr gut gefallen.
Nach dem Abendessen, war endlich der lang ersehnte Theaterbesuch am Plan. Natürlich waren wir alle sehr schick gekleidet. Das Musical „Tanz der Vampire“, toll inszeniert, tolle choreografische und gesangliche Einlagen, tolle Bühnentechnik hat uns zu Diskussionen angeregt. Nicht zu letzt hatten wir auch die besten Plätze, mit einem ausgezeichneten Blick auf die Bühne. Hoffentlich träumen wir nicht von Vampiren. Gute Nacht!
Liebes Tagebuch - Tag 4 Erdzeit 19.01.2011
Trotz des aufregenden Musicals haben wir mit Knoblauch ausgerüstet, tief geschlafen. Am Vormittag wurden wir durch einige der vielen prachtvollen Räumlichkeiten von Schloss Schönbrunn geführt. Dort erfuhren wir wie die österreichischen Monarchen lebten, sprich residierten. Wir bekamen einen Einblick (auch Eindruck) in die Privatgemächer Kaiser Franz-Josefs und seiner Frau Sissi. Dann blieb noch etwas Zeit für einen Spaziergang durch die riesige barocke Gartenanlage und den Tierpark.
Am Nachmittag gingen wir durch die Innenstadt, vorbei an der Akademie der Bildenden Künste, der Sezession, dem Kunsthistorischen Museum zu den ehemaligen K&K Hofstallungen, dem heutigen Museumsquartier. Neben dem Zentrum für Architektur und anderen Einrichtungen, sind im Hof zwei Museen (Architektenduo Laurids und Manfred Ortner), monumentale Blöcke mit weißen bzw. schwarzen Steinen verkleidet, aufgestellt. Im Leopold Museum, aus hellem Muschelkalk, befindet sich die Sammlung Leopold, ein Arzt der Kunstgeschichte studiert hat und bereits in jungen Jahren bis an sein Lebensende eine sehr erlesen Sammlung der Kunst- und Kulturgeschichte Österreichs des 19. und 20. Jahrhunderts zusammengestellt hat. Einzigartig ist die Sammlung Egon Schiele.
So ging für alle ein anstrengender Tag vorbei.
Liebes Tagebuch - Tag 5 Erdzeit 20.01.2011
Mir fehlen die Worte. Allzu schnell ist diese Woche vergangen. Bereits Morgen reisen wir wieder ab. Hier noch einige Fotos. War eine aufregende, spannende, lehrreiche, aber auch lustige Woche.